Sunday, June 08, 2008

Vor dem Kauf einer Demo bitte beachten ...

Wenn am Wochenende die Stimmung am überkochen ist, weil die Instanzengruppe wieder von sozialschwachen Handyprolls kaputtgerul0rt wird, dann fragt sich der durchschnittliche WoW-Spieler, ob es nicht da draussen ein Game gibt, das ihn versteht, das ihn in den Arm nimmt und nicht ständig auf den Arm. Irgendwas, das neue Welten bietet, Action und Gameplay, das nicht jedem Spieler das Gefühl vermittelt er sei die Krone der Schöpfung und sein Wissen über das Spiel einzigartig. Aber war da nicht sogar was in den letzten Tagen?
Richtig – Age of Conan ist erschienen. Nur ist nun die Frage ob das zu diesem Zeitpunkt gut oder schlecht ist. Sicherlich, der Hype um das Spiel hat große Wellen geschlagen und anfangs sah es auch wirklich so aus, als würde das Spiel alle Rekorde brechen aufgrund einer langen Liste von Features, unter anderem Sex, Drugs und Head’n’Roll. Videos gingen im Netz herum, die den totalen Spielspaß versprachen.
Endlich ist es soweit und man ist bereit es zu spielen... und dann... funktioniert erst mal gar nichts.
Das größte Problem wird sein, dass der Rechner schlichtweg – nennen wir das Kind mal beim Namen – beschissen ist. Also ziehen wir los und kaufen einen neuen, schliesslich wollen wir Hyboria nicht ohne directX 10 erkunden, da könnte man sich ja gleich einen Gameboy kaufen. Wäre ja gelacht, wenn man als selbsternannter Internetfreak nicht die Infos findet, die man sucht: das perfekte AoC-System. Wir stellen natürlich erst später fest, dass DirectX 10 nicht einmal implementiert wurde und irgendwie entpuppt sich dann auch die Suche als doch nicht so einfach: das einzige was man hinterher sicher weiss ist die Tatsache, dass Age of Conan auf jedem System läuft wie es gerade Bock hat und zwar Gameplay- wie FPS-Technisch. Und je tiefer man versucht in das Spieluniversum einzutauchen, desto lauter werden die Stimmen im Hinterkopf „HAHA! Du hast eine Beta gekauft, du Depp!“.
Nachdem ich also dreimal hintereinander den Loginscreen laden musste, weil mein Charakter vom Spiel als nicht uptodate eingestuft wurde, kann ich endlich wieder die Welt betreten, in der hinter jeder Ecke so große Bugs warten, dass selbst Starship Troopers und Gothic 3 blass werden.
Wenn mir denn der Server erlaubt länger als fünf Minuten zu spielen, muss ich ständig Angst haben, dass mir einfach so die Zauber- und Schlagkombinationen blockiert werden, was einem Serverkick eigentlich gleichkommt, vor allem wenn man gerade versucht einer Horde Eingeborener das Mittagessen zu klauen. Ich schweife ab. Das grundsätzliche Problem ist die Tatsache, dass ein gepflegtes Gruppenspiel eigentlich nur dann möglich ist, wenn man sich rasch eine vernünftige Gilde sucht (Haha, ja, das war ein Scherz!) oder jemanden sucht, den man als vertrauenswürdig erachtet, dass er ständig motiviert auf einen einredet es doch noch einmal zu versuchen, auch wenn man selber schon längst beschlossen hat DIE SCHEISSE EINFACH HINZUSCHMEISSEN!
Und wenn mir dann die Minimap von Zeit zu Zeit erlauben würde, eben diesen Gefährten angezeigt zu bekommen, dann würde ich mich bestimmt nicht so oft in den Städten verlaufen...
Hat man diese Vorraussetzungen erfüllt kann es eigentlich losgehen und irgendwie macht es uns dann WoW doch vor, wie ein gepflegtes Model sich zu bewegen hat und vor allem, wie man perfekt die Zauber in diese Bewegungsabläufe einbauen kann, ohne dass der Spieler das Gefühl hat er steuert eine Puppe, deren Fäden so lang sind, dass sie ständig mit zwei Sekunden Verzögerung reagiert.
Wenn AoC mal so aufmerksam (oder sollte ich lieber sagen ‚nicht so gehässig’) ist, dass es nach 4 mal Drücken der gewünschten Taste meinen Zauber ausführt, dann meistens zu einem Zeitpunkt, den ich garnicht einschätzen kann und vor allem gerade auch wirklich nicht gebrauchen kann. Da erinnert sich das Gameplay als Caster stark an GW, frei nach dem Motto ‚Beim Casten wird jegliche Bewegung unterbrochen und wir wirken den Zauber steifer als Rocco Siffredi’. Abgesehen davon hat Age of Conan etwas, auf das sich eigentlich jeder gefreut hat (leider wohl auch inklusive der minderjährigen Handyprolls): es gibt endlich Titten! Ja, richtig, es ist so simpel und weil es so schön ist sage ich es noch einmal: Titten. Aber natürlich gibt es auch dort einen Haken, nämlich die Tatsache, dass anscheinend sehr viele Frauen der Entwickler die Vorabversion gesehen haben und anscheinend fanden sie (einmal geht noch!), dass TITTEN grundsätzlich die Frau nicht in ihrer Rolle als ernstzunehmendes Individuum erfüllen lassen und ... das hat denen anscheinend nicht wirklich in den Kram gepasst. Die Lösung des ‚frauenfeindlichen’ Problems schien einfach zu sein, die Frauen der Entwickler nahmen ihre Männer mit in den Urlaub und ersetzten sie für einige Zeit durch homosexuelle kölner Friseure, die sofort anfingen Rüstungen und Questbelohungen zu kreieren.
Warum das lange Vorspiel für diesen Kritikpunkt? Ganz einfach: weil es mindestens genau so lange gedauert hatte, bis ich mich damit abgefunden habe mit einer aus Palmen geflochtenen Windel über den Strand zu tänzeln, dass mich selbst die eingeborenen NPCs fragten wo ich denn meine Balletschuhe gelassen hätte. Aufgrund von Berührungsängsten überliessen sie mir ihren Loot dann allerdings freiwillig, was ich dann doch wieder recht fair fand. Als die Spieler scherzten, dass Rüstung eines weiblichen T6-Tanks wohl kaum aus einem Eisentanga bestehen kann, hatten sie wohl kaum erwartet, dass es die Dinger nun auch für uns Kerle geben wird. Tja, gleiches Recht für alle.
Und nun die entscheidende Frage, kann ein Spiel nach so viel negativem Geläster eigentlich noch überzeugen? Ja, es kann und zwar gewaltig!
Meine negativen Ausschweifungen sind sofort vergessen, sobald ich im Kampfrausch mit meinem Barbarenkollegen die ersten Spieler überfalle oder mit ihm in das Schlachtgetümmel eintauche. Als Heiler genieße ich hierbei eine Interessante Möglichkeit von Schaden- und Schutzzaubern, die es mir gleichzeitig erlauben zu heilen und zu sprengen, sofern ich die richtige Skillung herauspicke. Manchmal reicht es auch einfach für einen kurzen Moment die Landschaft zu geniessen – damit sind alle Bugs vergessen.
Ein gut ausgeklügeltes Kampfsystem und eine leicht zu lernende Steuerung reden einem dann doch ein, man muss weiterspielen und insgeheim hofft man, dass die Leute, die sich ständig im General-Chat darüber auslassen, welches MMO denn jetzt das beste sei sich irgendwann wieder verkrümeln und man entspannt das Spiel geniessen kann. Den einzigen faden Beigeschmack liefert das Gefühl ein unfertiges Produkt zu spielen, alles andere hat mich davon überzeugt die Finger von WoW-Instanzen zu lassen, die wie bereits erwähnt hauptsächlich von Torfdrotteln überschwemmt werden.

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