Monday, November 17, 2008

Frankfurz.

Es geht hinaus in die große weite Welt und das heisst für mich immerhin, dass ich weiter reisen muss, als bis zum nächsten Kippenautomaten.
Grund dafür ist meine Band, die mich freundlicherweise bis ans Ende der Welt bringt, weil wir doch ein so harmonievoller Haufen sind. Nachdem wir uns zur Begrüßung angeschnauzt haben und die Prügelei um den vorderen Sitzplatz zu Ende ist kann es losgehen. Grobe Richtung: Goslar.
In einer Teppichdomäne, die gerade umgestaltet wird zu einem Kellergewölbe mit Kneipencharme, sollen wir also unser täglich Brot verdienen. Wir spielen immerhin vor gerundet zwei zahlenden Gästen, die sich dafür allerdings die Locken vom Kopf schütteln. Als Dankeschön bekommt unsere Sängerin sogar das freundliche Angebot, sie könne doch ihren Luxuskörper zu einem stinkenden Metalhäuptling ins Bett verfrachten.
Nach gründlicher Überlegung wird dankend abgelehnt und die Aftershowparty somit eingeläutet. Mit der Band mit der wir uns die Bühne geteilt haben wird also ordentlich angestoßen und umgestoßen. Nachdem ein Schweinehaufen einem unserer Gitarristen das rechte Knie gekostet hat, einige Flaschen durch grobe Fahrlässigkeit auf dem Fußboden zersplittern, Bananen in Hintern verschwinden und die Chefin flucht, dass Verträge nicht eingehalten wurden wird über eine Flucht nachgedacht und das Hotel angeflogen.
Zum Glück ist hier gerade eine Geburtstagsparty von Mittvierzigern dabei warm zu werden; zur Freude unserer beiden Gitarreros rennen hier also genug verzweifelte Frauen herum die man mit rituellen Paarungstänzen an sich reissen könnte. Dummerweise tanzen die beiden so schlecht, dass es nur für eine Tüte mit dem Gastgeber reicht und sich einer der beiden den Fuß verknackst. Aber dafür sind wir ja da: Blamieren bis der Bassist aus der Band aussteigt.

Nachdem das mit dem morgens um sechs aufstehen, joggen gehen, Sauna und dann ein zweistündiges Frühstück geniessen nicht ganz geklappt hat, beschliesst der völlig fertige und stinkende Haufen Musiker sich wieder in den Bus zu stopfen. Frankfurz heisst das nächste Ziel. Warum dieses ultrakomische Wortspiel? Weil es hier so riecht, wie das Wortspiel lustig war. Wir finden zwar nicht heraus woher der Gestank in den Straßen kommt, aber er verhindert anfängliche Versuche nach Essen Ausschau zu halten. Wer keinen Appetit hat braucht auch keine Verpflegung und nachdem uns unser Veranstalter nach diesem Motto entsprechend umsorgt besteigen wir auch die Bühne. Vielen Dank an den Lichttechniker, der der Meinung war mein Gesicht, dass ich beim spielen mache sei so schön, dass jeder es sehen sollte – mein daraus resultierender Schweissausbruch hat dem Basser mal wieder fast das Leben gekostet, der kann nämlich nicht schwimmen. Das beste Schmankerl des Tages ist allerdings die Tatsache, dass wir bis zum Ende der Show warten müssen, da alle folgenden Bands unsere Technik benutzen. Also treten wir gegen 1 Uhr nachts eine Heimreise von lächerlichen sieben Stunden an …

Während ich auf dem Beifahrersitz diese Zeilen schreibe schmelzen meine Hoden durch den warmen Laptop. So, und jetzt muss ich fahren, der Basser ist gerade hinterm Steuer eingeschlafen und ich muss schnell aushelfen.



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