Wednesday, January 28, 2009

Verdummung zum Discount-Preis

Es scheint ja eine allgemeine gesellschaftliche
Entwicklung zu sein, dass man jedem Hans und Franz versucht einzureden, er hätte Talent und/oder es sei definitiv gerechtfertigt , dass er im Rampenlicht steht. Läuft man durch die großen Städte sieht man haufenweise eingebildete Rotzgören, die der festen Meinung sind ihnen stünde eine Modelkarriere zu.
Die generelle Verheizung der jungen Teenie-Stars und der völlig von seelenlosen Pop-Zombies übersättigte Musikmarkt, trägt mit seinem Bild eines selbstverständlichen Berühtmwerdens ab dem 15. Lebensjahr bestimmt nicht dazu bei, dass Jugendliche versuchen ihre eigenen Ideale oder Interessen durchzusetzen, geschweige denn zu entwickeln.

Aber wozu auch - solange man auf jeden Modetrend „Ich bin froh anders zu sein“ schreibt, merkt eh keiner, dass jeder die gleichen Klamotten trägt.
Also ist es auch nicht verwunderlich, dass nach und nach weniger das Schaffen, als die Verpackung des Schaffens in den Vordergrund tritt. Plötzlich spielt die Musik keine Rolle mehr, sondern einfach das was sie umgibt. Die Musiker verdienen jetzt nicht mehr mit ihren Werken ihre Brötchen, sondern mit der Werbung, die sie machen oder den unzähligen Reality-TV-Shows, in denen sie absolut authentisch ihr Leben der Nachwelt hinterlassen wollen und von denen uns das Fernsehen sogar vorgaukelt, dass sie interessant seien.
Es scheint als könnte man sich als Musiker in Amerika nicht vor die Tür trauen, sofern man keine TV-Sendung hat, oder mindestens ein Mode-Label besitzt.
Es ist also nicht verwunderlich, dass die Gesellschaft, die angeheizt wird durch Unterschichtsfernsehen á la RTL, erlaubt soziale Sonderfälle hervorzubringen, wie beispielweise Paris Hilton und Co. , welche dann in ihrer selbstverliebten Teilnahmslosigkeit verwundert sind, dass sie als oberflächlich abgestempelt werden.
Verfolgt man Karrieren einiger aktueller „Musiker“ kann man schnell erkennen, dass es vielleicht nicht immer der schlaueste Weg ist, wenn man seinem Kind seit der Geburt nichts anderes einredet als dass es ein großer Star wird und dafür ununterbrochen arbeiten muss.

Selbstbewusstsein ist bestimmt keine verkehrte Eigenschaft, die früh gestärkt werden sollte, aber warum denn bitte auf diesem Niveau?

Das Ergebnis ist nicht selten hemmungslose Selbstüberschätzung mit gepaarter Arroganz, die ihresgleichen sucht. Es wäre doch wunderbar, wenn Musiker wirklich wieder welche würden und nicht nur als Porzellanpuppen durch die Managementriegen der großen Labels gereicht werden, wenn gerade die passende Person für ein gerade geschriebenes Lied gesucht wird.
Die ständige Angst, dass jede Firma, die auch nur annähernd etwas mit Musik zu tun haben muss, generell einen fetten Jahreszuwachs bekommen muss, wird so auf dem Rücken derer ausgebadet, die sich gegen Niveaulosigkeit nicht wehren können, weil ihnen einfach simpel gestrickte Muster durch das Fernsehen indoktriniert werden.
Das fehlende Interesse an Künstlern und die vorangepeitschte Sensationsgeilheit lässt dadurch also zu, dass sich ein grauer Schleier aus Stumpfheit über das Land legt, an dem sich aber glücklicherweise weiterhin verdienen lässt.
Es bleibt also ständig der fade Beigeschmack der Frage, sollte man den Uninteressierten einen Vorwurf machen oder sich einfach durch den obigen Gedankengang daran erfreuen, dass man für sich selber Kunst anders genießen kann?
Wäre das nicht ebenfalls die gleiche Arroganz, die man denjenigen vorgeworfen hat, die durch Abstumpfung verrohen?

Im Endeffekt kann man es drehen und wenden wie man will, jeder wird sich stets für das wichtigste Tier im Stall halten – was dieser Text selbst dem Autor unterstellt.


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